Wer kennt es nicht? Schlechte Bremswirkung, Schleifgeräusche, langer Pedalweg

Was hat denn die Bremsankerplatte und die Einstellexzenter damit zu tun? Die Ankerplatte ist selten gerade und die Exzenter erfüllen nicht immer ihre Funktion. Unser Dank für den Impuls zu diesem Projekt geht an einen erfahrenen „Hasen“ im Ruhrgebiet.
Arbeitsaufwand: 2-3 Stunden
Material: 0-50 Euro
Werkzeug: Standard plus Eigenbau-Prüfeinrichtung
Bremsankerplatten
Die Ankerplatten werden in diesem Projekt geprüft.
Dabei geht es um die Anlagepunkte der Bremsbeläge, Rechteck Blau und die Exzenter, Kreis Rot.
Bei Bedarf müssen die Exzenter ausgetauscht werden. Inzwischen sind sie bei den einschlägigen Händlern als Ersatzteil erhältlich.

Ankerplatten
Meist sind die Ankerplatten rostig, einige schon pulverbeschichtet. Doch sind sie auch noch gerade? Meistens nicht. Neben einem passenden Tragbild der Bremsbeläge zum Trommeldurchmesser ist die Ausrichtung beziehungsweise Zentrierung der Bremsankerplatte zur Trommel jedoch sehr wichtig für eine optimale Bremswirkung.
Einige kennen vielleicht temporäre Schleifgeräusche in gewissen Fahrsituationen. Eine Möglichkeit ist die Einbauposition der Befestigungsschelle der Spurstange. Je nach Lenkeinschlag und Einfederung kann hier die Felge berührt werden.
Eine andere Möglichkeit ist die Berührung der Bremstrommel an der Bremsankerplatte. Der Spalt zwischen Ankerplatte sollte ausreichend und gleichmäßig sein. Blanke Stellen auf dem äußeren Umschlag der Ankerplatte und Riefen in der Bremstrommel weisen auf einen verbesserungswürdigen Zustand hin. Der Zustand einer Bremsankerplatte ist nur im eingebauten Zustand endgültig zu bewerten. „Schön lackiert“ bedeutet nicht gleichzeitig „Schön gerade“.
Das Werkzeug
Verwendungen fanden die Arme eines alten Messstativs als einstellbarer Dorn, der in diesem Fall mit einer alten aufgebohrten Mutter verschweisst wurde.
Zentrierung
Das Werkzeug wird spielfrei drehend auf der Radachse befestigt. Somit lässt sich die Ausrichtung der Bremsankerplatte und damit der Bremsbeläge gut beurteilen. Neben dem Rundumschlag sind besonders die Anlagepunkte der Bremsbeläge wichtig. Bei der vorderen Platte gilt die Befestigung an dem Achsschenkel als Referenzpunkt für die übrigen Anlagen. Mit Hilfe geeigneter Werkzeuge wie Montiereisen oder Kunstoffhammer erfolgt die Verformung in die gewünschte Richtung.
Messung Rand
Messung Bremsbelagauflage
Exzenter
Der Exzenter legt den Belag möglichst nah an die Trommel an. Damit soll sich ein möglichst geringer Pedalweg ergeben.
Grundsätzlich sollte der Exzenterstift noch gerade sein und der Belagträger sich damit verstellen lassen. Die damals verwendeten Exzenter wurden mit der Ankerplatte verpresst und haben einen Einstellvierkant mit der Schlüsselweite 9 mm. Sie sollten sich stramm drehen lassen, worunter der Vierkant mit der geringen Schlüsselweite oft schon gelitten hat. Vielfach wurden bereits Muttern mit der Schlüsselweite 17 (19) aufgeschweisst. Dreht sich dieser Einstellmechanismus zu leicht, besteht die Gefahr einer Bremsverstellung im Fahrbetrieb mit den entsprechenden Risiken. Fachleuten gelingt es, auch die alten, originalen Exzenter auf einer geeigneten Presseinrichtung wieder strammer einzustellen. Eine andere Möglichkeit ist der Austausch gegen heute verfügbare Neuteile. Der Ausbau des Altteils gelingt am Besten durch Ausbohren (Bohrerdurchmesser 13mm, besser 12,5mm), oder vorsichtig mit dem Trennschleifer. Danach ist meist die Ankerplatte in diesem Bereich zu richten, da manche alte Exzenter mit Gewalt überdreht wurden und sich dabei das Blech im Bereich des Exzenters verzogen hat. Die Befestigung des Neuexzenters erfolgt wahlweise über Mutternfixierung mittels Schraubensicherung, Verschweissen, oder blockieren mittels einer Madenschraube.
Einstellung
Durch Anheben des Rades wird der Exzenter verstellt. Vom Radäußeren nach unten drehen=fest. Beide Beläge werden durch gefühlvolles verdrehen der Exzenter ganz leicht schleifend an die Trommel gelegt. Ein kurzes antippen des Bremspedals bestätigt das Ergebnis. Ggf. ist die Einstellung zu korrigieren. Die Bremse kann hierdurch NICHT auf einen stärke Wirkung links/rechts eingestellt werden.
Nebenbei bemerkt
Bremstrommeln haben Verschleißgrenzen, siehe Reparaturanleitung. Bremstrommeln können brechen, bei breiter und moderner Bereifung besonders hinten.
Bremsbeläge sollten für eine optimale Wirkung den gleichen Radius wie die Trommel haben. Hierzu gibt es Fachbetriebe, die alte Bremsbacken mit dem gewünschten Radius belegen. Wenn es sein muss, jede Trommel mit einem eigenen Maß.
Teilenummern der Radbremszylinder
Vorderachse
22 mm z.B. FTE R2207E1 (eher Tuning)
19 mm z.B. ATE 03.3219-0203.3 oder FTE R1901M1,
17 mm z.B. ATE 03.3217-0401.3
Hinterachse
15,87 mm z.B. ATE 03.3215-0221.3, auch FTE R1502P1 oder Metelli 04-0106