Der BOSCH Dynastarter – vom Laden und Starten
In diesem Beitrag behandeln wir Themen wie Feldspulen, Anker, Kohlen, aber dann auch Luftspalt, Anker abdrehen, Kollektorsäge, geschlossene Kugellager, Isolatorscheiben, starker Lötkolben, Gegenhalter Lüfterrad, Abrieb, 20 Ampere…
Unser Dank geht an unsere 2 Bosch Spezialisten G&G.
Arbeitsaufwand: 2 – 10 Stunden
Material: 20/30 – 180/350 Euro
Werkzeug: Standard plus Lötkolben, Montagedorn
Dynastarter Bosch 0 010 350 003 bzw. LA/EJ160/12/3000+R, 14V 20A, 12V 1PS
HINWEIS: Dieser Beitrag ist sehr umfangreich und wird in Teilschritten, auch in Abstimmung mit unseren Experten und weiterem Schrauberfeedback, immer weiter ergänzt.
Kein Laden und Starten
Die Batterie lädt nicht mehr, der Regler ist jedoch in Ordnung. Der Boxermotor startet nicht mehr oder der Starter dreht nur noch schwach durch. Auch nicht mittels einer separaten Batterie, Zündung an und 2 Starthilfekabel? Dabei das Pluskabel direkt an die großen Gewindestift M8 am Dynastarter, Klemme 30 (Getriebe im Leerlauf!). Spätestens jetzt wird es Zeit für eine Inspektion des Dynastarters. Die Lichtmaschine hat eine Leistung von 240 W und benötigt einen Regler mit 20A. Die Startleistung wird mit 1 PS angegeben.
Vorarbeit
Wir beginnen mit dem Lösen der Mutter des Lüfterrades. Die Fixierung erfolgt durch Gegenhalten mit einem großen Schraubendreher an dem großen Anguss am vorderen Lagerschild. Je nach Position des Gegenhalters zeigt sich schon, ob hier schon einmal Hand angelegt wurde. Hierzu später mehr. Die Demontage der angeschlossenen Leitungen muss mit äußerster Sorgfalt geschehen. Die 3 Gewindebolzen Kl 30, D+, DF dürfen sich auf keinen Fall mitdrehen! An deren Enden sind die Drähte der Feldspulen angelötet. Auch sollte die Schraube M6 der Masseverbindungen nicht zu lang sein, am Ende wartet ein Spulenpaket auf seinen Kurzschluss. Der Dynastarter wird samt Luftleitrad vom Motor abgenommen. Auf der Unterseite des Leitrades sitzt ein Fixierstift, der später wieder in das Motorengehäuse eingreifen muss. Nun auf der Werkbank lösen wir das hintere Spannband. Mit diesem ist der Dynastarter mit dem Leitrad verbunden. In diesem Spannband sitz ein Stift zur Fixierung, der in das Gehäuse des Dynastarters greift. Diese Spannband kann in zwei Positionen montiert werden, nur EINE ist richtig. Zu erkennen an der wagerecht Position der Spannschraube. Im übrigen werden beide Spannschrauben von rechts nach links in die Bänder eingesetzt, in Fahrtrichtung gesehen. Der Ausbau des Starters aus dem Leitrad nach hinten, geht von leicht über hartneckig bis gar nicht. Mittels Rostlöser, der Unterlage von Holzklötzen, einer großen Nuss und einem Kunstoffhammer zeigt sich oft die gewünschte Wirkung. Gezielter Einsatz von Wärme kann funktionieren, der Einsatz einer hydraulischen Presse kostet in der Regel das Leitrad. Zu guter letzt demontieren wir noch das Kohlenschutzband am Ende des Starters. Der dort am Band abgelagerte Kohlenabrieb ist ein Indikator für den bisherigen Service.
Jetzt gehts los!
Nun liegt er da, der schwere Dynastarter. Was für einen Service ist erforderlich? Ist alles mit Kohlenabrieb verklebt? Sind die Kohlen verbraucht? Laufen die Lager rauh und machen Geräusche? Hat der Anker großes Axialspiel? Ist der elektrische Teil defekt?
Austausch der Kohlen
Ein Kohlentausch kann auch ohne weiter Demontage erfolgen. Ob sich dies jedoch empfiehlt, muss jeder selbst entscheiden. Schließlich hat sich der Abrieb nicht in Luft aufgelöst. Auch ist die Laufbahn auf dem Kollektor meist eingelaufen. Es gibt auf dem Markt Generatorkohlen, die jedoch für den Einsatz in unserem Dynastarter nicht geeignet sind. Neue Kohlen müssen sich in ihren Führungen leicht bewegen und benötigen eine Einlaufzeit auf ihrer Laufbahn, daher kommt es am Anfang zu verstärkter Funkenbildung.
Austausch der Lager
Wurde der Dynastarter noch nie überholt, so wird sich das alte Lagerfett mit Kohlenabrieb im Dynastarter verteilt haben. Eine große Schweinerei bei der Reinigung erwartet uns.
Die Lagerschilder vorne und hinten werden mit kleinen Schlitzschrauben gehalten. Die Positionen für den Wiederzusammenbau ergeben sich vorne durch den schon beschriebenen Gegenhalter für das Lüfterrad und hinten auf der Kohlenseite durch die unsymmetrische Lochanordnung. BEACHTE: Das vordere Lagerschild hat ein symmetrisches Lochbild, der Gegenhalter kann bei Falschmontage in der falschen Position sitzen. Richtig ist eine Position bei 11 Uhr.
Mit einer geeigneten Zange sind die Kohlenhalter gegen zu halten, während die Spulenfahnen mit einem passenden Schlitzschraubendreher gelöst werden. Erst dann werden die Schlitzschrauben des hinteren Lagerschildes demontiert und samt den Kohlen nach hinten gezogen. Das vordere Lager wird mit vier weiteren Schrauben im Lagerschild fixiert. Diese sind zusätzlich mit einem Schraubensicherungslack verdeckt. Zu beachten ist bei der Demontage die Lager der Deckscheiben und Ringe.
Im hinteren Lagerdeckel befindet sich eine Wellscheibe als Kugellagerausgleichsscheibe. Diese ist auf der Explositionszeichnung nicht dargestellt und leider neu über Bosch nicht mehr erhältlich. Wer noch welche braucht, bitte melden!
Mittels geeigneter Abzieher werden nun die alten, offenen Kugellager entfernt und gegen moderne geschlossene Lager ersetzt. Die alten Abdeckscheiben werden eigentlich nicht mehr benötigt, sind aber für den Erhalt des Axialspiels erforderlich. Für die Montage des hinteren Lagerschildes werden die Kohlen NICHT in die Führungen eingeschoben.
Spulen und Anker
Hier beginnt nun der Teil für den Profi.
Mögliche Fehler:
- Isolatorschaden an den Anschlüssen
- Drähte der Feldspulen gebrochen
- Isolationsschaden der Feldspule
- Dunkle Stellen auf dem Kollektorsegment
- Kollektor eingelaufen
Isolatorschaden
Oft sind die alten Isolatoren gebrochen. Müssen diese ausgetauscht werden, so sind die Drähte der Feldspulen mit einem starken Lötkolben abzulöten.
Feldspulen
Die im Dynastarter befindlichen Spulenpakete beinhalten je einen Stromkreis für das Starten und einen für den Generatorbetrieb. Die Verschaltung ist im eingebauten Zustand und auf den Fotos ersichtlich. Es sind 4 verschiede Feldspulen verbaut, die in ihren Positionen sind nicht austauschbar sind. Die Lötfahnen für die Befestigung am Kohlenhalter sind in der Regel nicht neu erhältlich und müssen bei einem Austausch wieder verwendet werden. Die Spulen sind bei Bosch derzeit nicht neu erhältlich, jedoch oftmals bei den einschlägigen Puch-Ersatzteilhändlern.
Die Feldspulen werden mit 4 Halteplatten im Gehäuse gehalten und von aussen mit 4 Schlitzschrauben befestigt. Für die beschädigungsfreie Zerlegung empfiehlt sich die Vorspannung einer geeigneter Schlitznuss mittels einer Schraubzwinge. Mit einem Schlagschrauber schlägt man eher das Gehäuse oval oder beschädigt den Schraubenschlitz.
Der Abstand der Halteplatten zum Anker ist eine entscheidende Komponente für die Leistung des Starters. Betrachtet man die Halteplatten genau, lassen sich Unterschiede in der Höhe erkennen. Dies ist auf eine werkseitige Nachbearbeitung mittels eines Fräsers nach Montage der Spulenpakete zurückzuführen. Für den Ausbau empfiehlt es sich also die Positionen zu markieren, zum Beispiel mit Körnerpunkten auf den Platten und auf dem Gehäuse. Für den Zusammenbau wird ein Montagedorn benötigt.
Anker
Der Anker ist bei Bosch derzeit nicht neu erhältlich, jedoch zeitweise bei den einschlägigen Puch-Ersatzteilhändlern. Daher beschäftigen wir uns hier mit dem Gebrauchtteil. Das Ende der Ankerwicklungen sind die Kollektorsegmente. Mit einem Ohmmeter lassen sich diese prüfen. Treten bei einer Sichtprüfung dunkle Segmente auf, ist der Anker in der Regel defekt und muss ersetzt werden.
Bei einer großen Revision empfiehlt es sich, den Kollektor vorsichtig und ganz gering zu überdrehen. Damit verringert sich die Einschleifzeit der neuen Kohlen, der anfängliche übermäßige Funkenflug und damit der Leistungsverlust.
Wann ist ein Anker, besser gesagt der Kollektor eingelaufen? Neumaß ist ein Durchmesser von 42 mm, bei unter 40 mm ist der Anker/Kollektor verschlissen und muss ersetzt werden.
Der erforderliche Spalt zwischen den Segmenten wird mit einer Kollektorsäge gereinigt. Diese kann aus einem kleinen, dünngeschliffenen Metallsägeblatt selbst hergestellt werden. Mittels einer kleinen Dreikantfeile erhalten die Segmente dann noch eine Fase.
Einlauf und Prüfung
Den Dynastarter vorsichtig in den Schraubstock spannen, Batterie und zwei Starthilfekabel bereitlegen. Minus an den Schraubstock, Plus an den Pluspol des Dynastarters Stehbolzen M8 geben, nicht erschrecken! Ohne großen Funkenflug an den Kohlen sollte sich der Anker in Bewegung setzen. Wie uns ein Profi berichtet, lässt er die Kohlen mit diesem Verfahren kurz einlaufen. Wer hat, macht den Einlauf auf einem Anlasserprüfstand und misst auch gleich die Leistung beziehungsweise die Stromaufnahme unter Last.
Materialliste
- Lager 6303 2Z (geschlossen)
- Lager 6202 2Z (geschlossen)
- Kohlen Bosch 2 017 014 105
- Satz Spulen
- Anker
- Isolatoren
Stand: April 2021
4 Kommentare